Freiräume | Ökologie

„Heibo bleibt!“: Rückblick auf eine Waldbesetzung.

22. Februar 2024 - 12:20 Uhr

Ein Gastbeitrag einiger Besetzer:innen

Ein Jahr ist es nun her, dass die Waldbesetzung Heibo in der Laußnitzer Heide im Februar 2023 mit einem massiven Polizeiaufgebot geräumt wurde. Seit August 2021 wurde das geplante Rodungsgebiet mit Baumhäusern besetzt gehalten, um gegen die Gefährdung der Moore durch den Kiessabbau zu protestieren und einen selbstorganisiserten Freiraum zu gestalten. Damit wurde die Rodung um anderthalb Jahre verzögert. 

Situation im Heidebogen

Im Februar 2023 wurden die besetzten Waldflächen noch während und direkt nach der Räumung gerodet und werden mittlerweile abgekiest. Damit ist das Thema aber noch lange nicht vorbei. Das dritte Abbaufeld „Würschnitz-West“, das am nächsten an die Moore heranreicht und von dem der größte Schaden erwartet wird, ist weiterhin im Planfeststellungsverfahren beim Sächsischen Oberbergamt. Das bedeutet: Der Widerstand gegen den Kiesabbau geht weiter. Die Bürgerinitiative Contra Kiesabbau Würschnitz fordert ein unabhängiges hydrologisches Gutachten, das die Auswirkungen aller Abbauflächen gemeinsam betrachtet. Diese Forderung wird auch bei der Anhörung zu dem Kiesabbau Ottendorf-Okrilla am 07. März 2024 um 14 Uhr vorm Sächsichen Landtag thematisiert.

Karte der Kiesabbau- und angrenzender Naturschutzgebiete.

Rechtliche Folgen

Einige Besetzer:innen sahen sich nach der Räumung mit Repression konfrontiert. Die Staatsanwaltschaft sprach von 13 Ermittlungsverfahren. Im letzten Jahr wurden bereits drei Personen, eine davon unbekannterweise, wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte verurteilt, weil sie sich während der Räumung in Betonkonstruktionen angekettet haben sollen. Dabei zeigte insbesondere einer der Prozesse vorm Amtsgericht Bautzen, wie hoch der Verfolgunswille gegen Umweltaktivist:innen in diesem Zusammenhang ist.

Auf eine weitere Person kommt noch ein Verfahren wegen angeblichen tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte zu. Des weiteren hat das Landratsamt Bautzen für das Betreten beziehungsweise Nicht-Verlassen von forstrechtlichem Rodungsgebiet, das üblicherweise mit 60€ geahndet wird, Bußgeldbescheide von z.T über 1000€ verschickt. Da sich die Bußgelder schon auf über 6000 Euro summieren und Anwaltskosten noch hinzukommen werden, freuen wir uns weiterhin über Spenden und Soliveranstaltungen.

Blick aus einem der Baumhäuser im Heibo.

Rückblick

Wenn wir auf die Besetzung und auch die Räumung zurückblicken, sehen wir, dass wir sehr viel gelernt haben, dabei auch einige Mal auf die Fresse geflogen und Bündnispartner:innen enttäuscht haben. Das tut uns leid und wir sind sehr dankbar für alle, die die Besetzung auf vielseitige Art unterstützt haben. Wir denken, dass diese Waldbesetzung viel Potential hatte, Gruppen und Personen mit verschiedenen Schwerpunkten zu vernetzen, da vom Artenschutz und dem lokalen Trinkwasser über die Bauwende zur Kapitalismuskritik und dem herschaftskritischen Organisieren einige Themen zusammenflossen. Und manchmal hat das auch sehr gut geklappt, doch das alltägliche Leben im Wald zu organisieren hat oft schon einen Großteil der Kraft verbraucht.

Im Heibo haben viele Menschen zusammengfunden, um für ein gemeinsames Ziel zu kämpfen, mit dem wir uns sonst schnell sehr alleine fühlen. Wir haben von- und miteinander gelernt. Ob wir uns gegenseitig unsere Bau und Kletterskills weitergegeben haben, um den Ort weiter gestalten und für alle neu Dazugekommenen zugänglich machen zu können oder wir uns beim gemeinsamen Lesen und langen Gesprächen politische Theorie und Wissen angeeignet haben.

Die Erinnerungen an die Spiele, die wir gespielt haben, die Lieder die wir geschrieben und gesungen haben und die vielen kleinen Momente, die jede einzelne Person mit dem Heibo verbinden, werden uns erhalten bleiben. 



Veröffentlicht am 22. Februar 2024 um 12:20 Uhr von Redaktion in Freiräume, Ökologie

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.